Das ehemalige KZ-Außenlager Walldorf

Herkunft der Frauen


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Karte des ungarischen Staatsgebiets 1937 bis 1945

Debrecen, Pápa, Kolozsvár (heute: Cluj), Mukachevo und Uzhgorod waren die Heimatorte einiger der ins Lager Walldorf verschleppten Frauen.

Das ungarische Staatsgebiet, in dem 1941 ca. 725.000 jüdische Einwohner lebten, umfasste zu dieser Zeit auch Teile der heutigen Slowakei, Rumäniens, Kroatiens, Jugoslawiens und der Ukraine.

Die jüdische Gemeinde der im Nordwesten Ungarns gelegenen Stadt Pápa wurde im 18. Jahrhundert gegründet und verfügte über gut ausgebaute Gemeindeinstitutionen. Die erste, 1826 gegründete Gemeindeschule besuchten 1841 bereits über 500 Schüler. 1846 wurde eine neue Synagoge im Sinne der liberalen Reformbewegung gebaut.

Bis zum Jahr 1880 wuchs der Anteil des jüdischen Bevölkerungsteils an der Gesamtbevölkerung bis auf ca. 24 Prozent. Seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nahm der Anteil an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich ab. 1941 lag er bei 11 Prozent. Absolut war die Zahl der Pápaer Juden von 3.076 im Jahre 1910 auf 2.613 Personen gesunken. Zum Zeitpunkt der Deportationen, 1944, lebten etwa 2.565 Juden in der Stadt.

In Debrecen, der drittgrößten Stadt Ungarns, die heute nahe der rumänischen Grenze liegt und bereits in den 1920er Jahren zu den größten Industrie- und Handelszentren der Region zählte, war es Juden erst seit 1840 erlaubt, sich anzusiedeln. 1941 lebten ca. 9.142 Juden in der Stadt, die ca. fünf Prozent der Gesamtbevölkerung stellten.

Die Stadt Kolozsvár (heute: Cluj, Rumänien) gehörte von 1940 bis 1944 zu Ungarn. Das fast gleichnamige Komitat Kolozs (Komitat = Verwaltungseinheit vergleichbar unserem Kreissystem) war von der Landwirtschaft und dem Handel mit landwirtschaftlichen Produkten geprägt.
1941 hatte Kolozsvár 110.956 Einwohner, davon waren 16.763, ein Anteil von ca. 15 Prozent, jüdisch. Die jüdische Gemeinde der Stadt war die größte des Komitats und unterhielt mehrere Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen.

Die Städte Mukachevo (ungarisch: Munkács) und Uzhgorod (ungarisch: Ungvár), die heute zur heutigen Ukraine gehören, waren vor dem ersten Weltkrieg zunächst ungarisch, von 1919 wurden sie der Tschechoslowakei zugesprochen, bis sie im November 1938 infolge der deutsch-italienischen Schiedssprüche wieder an Ungarn fielen. Mukachevo bildete das Handels- und Industriezentrum, Uzhgorod das Verwaltungszentrum der Region.

In Uzhgorod lebten um 1938 ca. 9.576 Juden. Die jüdische Gemeinde Uzhgorods wurde bereits im 16. Jahrhundert gegründet und wird als streng orthodox geschildert. In Mukachevo lebten um 1941 ca. 13.488 Juden, die etwa 42 Prozent der Gesamtbevölkerung stellten. Die 1741 gegründete jüdische Gemeinde von Mukachevo, in der sich ein reges kulturelles Leben entfaltet hatte, galt bis zu ihrer Vernichtung als Konglomerat sehr unterschiedlicher religiöser und politischer Gruppierungen. Neben galizischen und ungarischen Chassidim gehörten ihr Anhänger der verschiedenen zionistischen Fraktionen, religiös motivierte Antizionisten sowie Anhänger der liberalen religiösen Richtung an.

In der Stadt existierten etwa 30 Bethäuser und Synagogen. Bereits seit 1871 bestand in Mukachevo eine Druckerei, die hebräische Schriften publizierte. Es erschienen mehrere jüdische Zeitschriften und Zeitungen auf jiddisch, ungarisch und anderen Sprachen. 1920 wurde die erste hebräischsprachige Elementarschule gegründet, fünf Jahre später das erste Gymnasium. [Quelle : Zu den einzelnen Orten vgl.: www.heritagefilms.com/HUNGARY und www.shtetlinks.jewishgen.org]

So unterschiedlich wie die regionale Herkunft und das sozio-kulturelle Umfeld der Frauen war auch ihre soziale. Darauf lassen unter anderem die Berufsangaben in der Deportationsliste schließen.

Nach diesen Angaben hatten ca. 37 Prozent der zur Zwangsarbeit nach Walldorf verschleppten jüdischen Ungarinnen ein Handwerk erlernt. Der größte Teil von ihnen (etwa 34 Prozent) hatte in der Bekleidungsherstellung und im textilverarbeitenden Gewerbe als Näherinnen oder Schneiderinnen gearbeitet. Das berufliche Spektrum der übrigen Frauen war breit gefächert. Es waren Köchinnen, Buchbinderinnen, Zahntechnikerinnen und Fotografinnen unter ihnen, ferner eine Reihe von Frauen, die eine akademische Ausbildung besaßen: eine Chemikerin und Apothekerinnen, eine Kunstmalerin sowie Frauen aus pädagogischen und sozialen Berufsfeldern. Einige kamen aus der Landwirtschaft, andere hatten in Fabriken gearbeitet. Über 50 Prozent waren Hausfrauen. Außerdem waren unter den Zwangsarbeiterinnen 23, die vor der Deportation noch die Schule besucht hatten. [Quelle : Die Berufsangaben der Frauen finden sich in der "Deportationsliste". Archiv ...., Bestand: .....]

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